Sonntag, 15. Mai 2016

Wiesenfreuden...



Narzissenwiese unter Bäumen


Als Liebhaberin von Vielfalt im Garten finde ich ja kurzgeschorene Rasenflächen ziemlich gruselig und die Rasenmähmaschinen auch. Irgendwann habe ich mal eine Karikatur gesehen: Sie und er sitzen in schicken Liegesesseln auf der Terrasse und schauen auf die exquisite moos- und kraut- und vor allem blütenfreie Rasenfläche davor. Die Frau: "Hm, man sieht gar keine Schmetterlinge mehr."




Schlüsselblumen-Wiese unter einem Baum.



Im Unterricht zum Thema Biodiversität nutze ich oft eine Grafik von einem Wiesenstück voller Insekten-Leben: Wiese als Schutz-, Schlaf-, Vermehrungsort, Nistplatz, Nahrungsquelle, Jagdgebiet - all das kann Wiese, die blüht, die also kein Rasen ist. Wiese bietet was für Schmetterlinge, Hummeln, Wildbienen, Käfer u. a. - und damit indirekt auch für Vögel und Kleinsäuger... Auf der genannten Grafik setzt dann knapp über dem Erdboden eine Schere an - weg wäre die Vielfalt, komplett... Das ist so augenfällig, das sieht und versteht eigentlich jeder. Wenn ich aber dann in so nackige Rasen-Koniferen-Gärten und in die ausgeräumten "Landschaften" industrieller Intensiv-Landwirtschaft schaue, dreht sich mir der Magen um. Blühende Wiesen? Blühende Feldraine? Ein seltener Anblick.




Krautreicher Trockenrasen



Aus Platzgründen habe ich selber überhaupt keinen Rasen und auch nur wenig Wiese im Garten, eher zufällig eingezogene Gräser, die nur einmal gegen Ende des Sommers gemäht werden. Scilla, Milchstern, Gundermann, Lichtnelken, Habichtskraut, Glockenblumen, Silbertaler und Vergissmeinnicht vagabundieren darin herum, neuerdings auch ein Gänseblümchengeschenk, falls sich die Gänseblümchen bei mir einleben... Da die Fläche auch zum Liegen und Spielen genutzt wird, müssen die Pflänzchen Einiges aushalten, tun sie, obwohl sie auch mal umgetreten werden. Jedenfalls kommen immer genug wieder...




Narzissenwiese



Frau Morgentau hat kürzlich wunderbare wilde Gartenwiesen fotografiert. Auch im Botanischen Garten in Rostock gehören Wildwiesen zum Programm, vom Sandtrockenrasen bis zur Nasswiese ist alles da. Gemäht wird nur ein- bis zweimal jährlich nach dem Samenfall, sonst werden nur ein paar geschwungene Wege gemäht, zur Leitung der Besucher, ganz nah an die Pflanzen heran.




Krautreicher Trockenrasen (artenreiche Magerwiese - im blühenden Zustand Nahrung für viele Arten von Faltern, Hummeln und Wildbienen)

Löwenzahnwiese - Zeigerpflanze für nährstoffreiche überdüngte "Fett"-Wiesen, wie sie heute in manchen Landschaften leider überwiegen. Sehen schön aus, sind aber artenarm. Vielfalt sieht anders aus...


Es gibt - je nach Bodenqualität und Bodentrockenheit oder -feuchte - sehr verschiedene Wiesentypen, auf denen speziell angepasste Gräser und blühende Kräuter wachsen. Nicht alles kann überall gedeihen und so manche Enttäuschung über ausbleibende "Blumenwiesen"-Aussaat-Erfolge könnte vermieden werden, wenn man die richtigen an den Standort angepassten Saatgutmischungen verwenden würde. Hier gibt es einen guten Überblick über die Vielfalt der Möglichkeiten.   Magerrasen auf sandigem Boden gehören übrigens zu den artenreichsten Wiesen mit der größten Blüten- und Insektenvielfalt... Spart säckeweise Humuserde...





Nasswiese im Auwald


Die Feuchtwiesen im Botanischen Garten Rostock sind faszinierend angelegt und von unvergleichlich schöner Vielfalt...




Schachbrettblumen
Sumpfdotterblumen
Breitblättriges Knabenkraut, eine unserer heimischen Orchideen.
Wiesenschaumkraut

Hätte ich mir vorher gemerkt, dass Lottas Thema für "Bunt ist die Welt" diesmal Rasen und Wiesen heißt, hätte ich wohl noch mit mehr Bedacht fotografiert... Aber auch so kam ja schon mal Einiges raus zum Thema... Habt einen schönen Sonntag, voller Vielfalt an Blüten und Insekten.


Sonntagsfreude
Sonntagsglück 
Bunt ist die Welt

PS: Das ist ein vorgeplanter Kurs. Ich kann erst später wieder auf Kommentare und Fragen reagieren.

13 Kommentare:

  1. Liebe Ghislana, mit Freude habe ich den Post gelesen ( und dann erst die Fotos angeschaut )! Mir war, als hörte ic h die Stimme meines Vaters, der morgen ein Jahr tot ist. Der war ein großer Verfechter der Mager - & Wildwiesen und hat deshalb seinen Nachbarn immer wieder Landstücke abgekauft, um sie zu rekultivieren. Die Blütenpracht einer solchen Wiese vermisse ich, denn es gibt nichts Schöneres. Unser Abschiedsgesteck für ihn war ja auch entsprechend üppig bestückt...

    Unser ehemaliger Spielrasen hat sich ja wegen des Schattens eher in ein Blumenbeet verwandelt.

    Aber ich habe auch meine Freude an deinen Schlüsselblumen-, Narzissen, Löwenzahnwiesen. Und das auch ohne Sonne hier bei uns....
    Alles Liebe!
    Astrid

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  2. Liebe Ghislana, Du sprichst mir aus der Seele. Unser Garten ist relativ klein, wie das in Stadtnähe oft so ist, wenn man nicht Krösus heißt. Zum Schrecken einiger Herrschaften hatten wir auch nie einen aufgeräumten Garten, dadurch entsteht dann auch auf kleiner Fläche ganz viel Abwechslung und die Vögel sch.....n uns immer neue Pflänzchen. Deine Bilder sind eine Augenweide.
    LG aus dem kalten Rheinland
    Magdalena

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  3. Die Wiesenlandschaften sind herrlich anzusehen und sich einfach dort hinlegen zu können doch das Natürlichste von der Welt. Die Schachbrettblumen mitten im Gras haben es mir besonders angetan. Wiese haben wir wohl, mit Sauerampfer, Wisenschsumkraut, Butter- und Gänseblümchen, Gundermann, Ehrenpreis und was da sonst noch blüht, ich kenne gar nicht alles.
    Den Regen, der jetzt durchzieht nimmt die Erde nach den trockenen und windigen Tagen dankbar auf. Alles Liebe zu dir, Birgit

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  4. sehr schön. Die Schachbrettblume sind so toll.
    LG susa

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  5. Ach wie schön liebe Ghislana, das ist so einPost ganz nach meinem Geschmack :-) Auch wenn sich in einem Bereich unserer Wiese der Löwenzahn sehr wohl fühlt, Krokusse oft abgefressen werden, Gundermann nur ganz selten auftaucht, Bärlauch vielleicht jetzt klappt, Vergißmeinnicht wohl auch Schneckenfutter werden, Walderdbeeren sich nur im Randbereich aufhalten, aber Storchschnabel & Akeleien mit dem Boden jetzt wohl gut zurechtkommen. Wiese ist eben nicht gleich Wiese. Und daher klappt es bei uns auch leider nicht mit Gänseblümchen, Sauer- & Weißklee sowie den Margeriten. Frau kann eben nicht alles haben - oder zumindest nicht an bestimmten Standorten …
    LG Silke

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  6. ...so ein schöner und informativer Post wieder, liebe Ghislana,
    den muß der Mann heute auch noch lesen, denn er hat schon wieder Angst, dass der Nachbar meine Wiese nicht mag und will mähen...dabei habe ich für mein Empfinden gerade einen guten Weg gefunden, indem der Junior eine Streifen in rasenmäherbreite am Zaum zum Nachbarn abmähen durfte und den Teil, wo der Mann gerne sitzt, hinten unter den Obstbäumen bleibt bis zum Herbst alles stehen...wenn ich ihm dann zeige, wie viele Insekten da unterwegs sind, stimmt er mir schon zu...
    deine Bilder sind alle toll, aber die Schachbrettblumen gefallen mir am besten...ein paar sind im Beet auch wieder gekommen aber längst nicht so viele, das sieht großartig aus,

    liebe Grüße
    Birgitt

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  7. Ein bisschen mähen wir, der Rest bleibt stehen. Da wir in hügeliger Landschaft leben ist die Landwirtschaft semi-intensiv. Zudem gibts für sogenannte Oeko-Wiesen Subventionen an die Bauern, so dass überalle ausgereifte, magere Wiesen blühen, die frühestens am 16. Juni gemäht werden dürfen. Weil das Pützeln ja viel Arbeit macht, sind die Bauern auch etwas weniger pedantisch, so dass auch deshalb da und dort ein Streifen Wiese stehen bleibt. Für die Artenvielfalt ist das positiv, wobei bestimmt noch viel mehr Anstrengungen nötig sind. Bei uns im Obstgarten haust ein Trauerschnäpper, was schon ein bisschen speziell ist und uns sehr freut. Bald hört er dann mit seinem Gesang wieder auf. lg Regula

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  8. Schöne Naturfotos, liebe Ghislana, und viel gute Informationen.
    Nun weiß ich auch, weshalb sich die Schachbrettblumen aus meinem
    Garten immer wieder verabschieden.
    Liebe Grüße
    Edith

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  9. Ja beim Thema Rasen da scheiden sich die Geister. Wir haben es bei uns so gemacht, ein Teil der Wiese wird gemäht für meinen Mann und seinen Grill und ich habe einen anderen Teil der wird mit Wildblumen ausgesäht und blüht für alle Insekten. Gemäht wird dort nur 1 bis 2 Mal im Jahr. So kommt jeder zu seinem Wunschgarten und die Tiere müssen nicht verzichten. Vielen Dank für die genauen Ausführungen zu diesem interessanten Thema. LG Marion

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  10. Was für prachtvolle Wiesen! Nein, einen Rasen haben wir auch nicht. Noch nicht mal einen Rasenmäher.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  11. so viele verschiedene wiesen zeigst du * und bin froh dass natur wiesen gelobt werden * da finden schmetterlinge und viele insekte ihre nahrung, und sehe auch hier dass der trend nach kurz grüner rasen allmählig zurück geht * eine ganz kleine ecke aus einem grossen quadrat bleibt in unserem garten zum mähen 2 x im jahr. allmählig finden sich hier auch wiesenblumen : es ist eine grosse freude wenn wildes wachsen und sogar blühen will. aber die chemische mittel die heutzutage erlaubt werden auf grosse landflächen sind leider schädlicher als mähen. finde es sehr wichtig heimische natur zu beschützen * und denke an eine wiese die 1 oder 2 mal gemäht wird und mit *serpolet* so viele schmetterlinge anlockt, die blauen auch noch heutzutage und die war gerade neben mein zuhause in der kindheit.
    ganz liebe grüsse *

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  12. Wenn ich zuschaue wie meine Nachbarn ihren Rasen zu Tode Vertikutieren, Düngen, Mähen neuerdings vom Roboter, bleibt bei mir der Verstand stehen.
    Wenn die Sonne zwei Tage scheint ist dann alles braun und das Jammern geht los. Wenn ich so Englischen kurzen satten grünen Rasen sehe, wo Kinder darauf spielen müssen muss ich immer wieder staunen über das Unwissen der Erwachsenen.
    Die Fotos sind gut gewählt und es ist eine Freude den Text und die Bilder anzuschauen.
    L G Pia

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  13. Ja, Mähroboter sind jetzt das ganz große Ding. In unserem kleinen Weiler gibt es jetzt schon mindestens drei. Blühende Wiesen haben leider mittlerweile richtig Seltenheitswert ...

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Ich freue mich sehr über eure Gedanken.
Bitte aber keine anonymen Kommentare.